Abgestimmt | ZUSAMMENwachsen in der Kunst
Cosima Göpfert und Michael Ernst
Ausstellung vom 10. Juni bis 26. Oktober 2022 im Rahmen der Bundesratspräsidentschaft des Freistaats Thüringen im Bundesrat in Berlin
Thüringen ist ein Land mit einer lebendigen und vielfältigen jungen Kunstszene. Zwischen Erfurt und Weimar, in dem kleinen Ort Bechstedtstraß, lebt das Künstlerpaar Cosima Göpfert und Michael Ernst. Sie symbolisieren die lebendige Erfahrung junger Kreativer, gemeinsam etwas aufzubauen, dabei sich selbst zu bleiben und gleichzeitig zu entwickeln – ZUSAMMENwachsen ist auch „gemeinsam Teil von etwas Neuem werden“.
Livestream der Eröffnung im Bundesrat
360-Grad-Ansicht der Ausstellung im Bundesrat
Die 360°-Aufnahmen wurden realisiert vom Landesdigitalisierungszentrum/Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena.
Aufnahmen: Nina Maria Reichel, 2022
Cosima Göpfert
Cosima Göpfert ist bildende Künstlerin im Bereich Konzeptkunst und Op-Art. An der Bauhaus-Universität Weimar absolvierte sie ein Doppelstudium Freie Kunst sowie Kunsterziehung und Geschichte an der FSU Jena. Seit 2012 ist sie freischaffend und erhielt 2019 das Landesstipendium für Bildende Kunst der Kulturstiftung Thüringen. Mit dem vielfältigen und grenzübergreifenden Einsatz von Porzellan steht Cosima Göpfert in einer langen Thüringer Tradition.
Lebenslauf
- 1981 in Apolda geboren
- 2000 – 2004 Ausbildung zur Grafikerin in Regensburg und Anstellung in Ingolstadt
- 2004 – 2005 künstlerische Mentorenschaft bei Jürgen Blum Kwiatkowski
- 2005 – 2012 Studium der Freien Kunst an der Bauhaus-Universität Weimar
- 2008 – 2012 Studium des Gymnasial-Lehramts für Kunst & Geschichte an der Bauhaus-Universität Weimar und der Friedrich-Schiller-Universität Jena
- 2012 Diplom Freie Kunst & Erstes Staatsexamen
- seit 2012 freischaffende Künstlerin
- seit 2013 Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler und Verband Bildender Künstler Thüringen e.V.
- 2019 Thüringer Landesstipendium für Bildende Kunst
- 2021 Sonderstipendium der Kulturstiftung Thüringen
Webseite

Werkaufnahmen von Cosima Göpfert
Michael Ernst
Michael Ernst ist Metallbildhauer. Nach einer Ausbildung zum Kunstschmied ist er seit 2002 als freischaffender Künstler selbstständig. Er gründete das Atelier „mobiles-eisen“ und erhielt 2021 ein Sonderstipendium der Kulturstiftung Thüringen. Die kinetischen Stahlskulpturen führen die Maxime des Bauhauses, vom traditionellen Handwerk zur Kunst zu gelangen, als Teil Thüringer Geschichte fort. Dem vermeintlich schweren, trägen und kühlen Material Metall gibt Michael Ernst Leichtigkeit, Klang und Wärme.
Lebenslauf
- 1973 geboren in Stolberg / Harz
- 1989 – 1992 Ausbildung zum Kunstschmied
- 1992 Arbeitsaufenthalt in Japan
- 1996 – 2001Wanderschaft und künstlerische Weiterbildung in Frankreich, Portugal, Schottland und England
- 2005 – 2010 Leben und Arbeiten in Berlin
- 2014 1. Preis Skulpturenpark Mörfelden-Walldorf
- 2021 Sonderstipendium der Kulturstiftung Thüringen
- seit 2011 Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler und Verband Bildender Künstler Thüringen e.V.
- seit 2002 freischaffender Künstler
Webseite

Werkaufnahmen von Michael Ernst
Grußwort des Bundesratspräsidenten Bodo Ramelow
Liebe Leserinnen und Leser,
Kunstschaffende sind immer auch Botschafter ihres Landes: Ihre Sprache wird über Grenzen hinweg verstanden, ihr Anliegen, kulturelle Werte zu bewahren und weiter zu entwickeln, übersteigt Unterschiede und stiftet Dialog zwischen Gegensätzen und Generationen. In diesem Zusammenhang ist auch die Ausstellung „Abgestimmt. ZUSAMMENwachsen in der Kunst“ des Thüringer Künstlerpaares Cosima Göpfert und Michael Ernst zu verstehen, die im Rahmen der Thüringer Bundesratspräsidentschaft im Lichthof des Bundesrats gezeigt wird.
Nachdem Part 1 die Kunstsammlung Jena und ihre Geschichte in der Synthese aus Ost und West in den Blick nahm, widmet sich Part 2 der Gegenwart und der jungen, lebendigen und vielfältigen Kunstszene Thüringens. Die Arbeiten der Grafikerin und freien Künstlerin Cosima Göpfert und des Metallbildhauers Michael Ernst spiegeln das Motto der Thüringer Bundesratspräsidentschaft „Zusammenwachsen, um zusammen zu wachsen“ aus Perspektive der jungen Thüringer Kunstszene. ZUSAMMENwachsen – das ist auch die Entscheidung einer jungen Kunstgeneration, in Thüringen zu leben und zu arbeiten und symbolisiert die Herausforderung junger Kreativer, zusammen etwas aufzubauen. „Abgestimmt“ ist somit auch Leben und Arbeiten, und „Abgestimmt“ wird auch in Berlin, im Plenarsaal des Bundesrates.

Wenn wir die reiche Thüringer Kulturlandschaft betrachten, erkennen wir die Kraft des gemeinsamen Wachsens in der kreativen Szene der Gegenwart, die auch bekannte Traditionen des Freistaats aufgreift und lebendig macht: Cosima Göpfert erweitert mit ihrer Op-Art- und Konzept-Kunst die Porzellankultur Thüringens, und greift Gedanken des Bauhauses auf, ebenso wie Michael Ernst, dessen Skulpturen vom traditionellen Handwerk zur Kunst gelangen.
Als Bundesratspräsident sehe ich mich als Botschafter dieser jungen Kunstszene und freue mich über diese Ausstellung im Bundesrat als Schaufenster mit Ausblick auf den Freistaat Thüringen. Wenn Sie mehr sehen und erleben wollen, gönnen Sie sich einen Besuch in Thüringen. Vielleicht zum Tag der Deutschen Einheit, den wir am 3. Oktober 2022 in Erfurt mit einem Bürgerfest feiern? Sie sind jederzeit herzlich willkommen!
Bodo Ramelow
Bundesratspräsident 2022 und Ministerpräsident des Freistaats Thüringen
Laudatio für Cosima Göpfert und Michael Ernst im Weimarer Land
von Cornelia Nowak
In der Verbindung von traditionellem Handwerk und bildender Kunst sehen Cosima Göpfert (*1981 Apolda) und Michael Ernst (*1973 Stolberg/Harz) den Nukleus ihres gemeinsamen, zugleich sehr eigenständigen Schaffens. Lebens- und Arbeitsmittelpunkt des Künstlerpaares ist das beschauliche, zwischen Erfurt und Weimar abseits der Hauptverkehrswege gelegene Dorf Bechstedtstraß im Westen des Landkreises Weimarer Land in Thüringen. Dessen Umgebung hatte einst Lyonel Feininger, Meister am 1919 gegründeten Staatlichen Bauhaus Weimar, solitäre interdisziplinäre Kunstschule von heutigem Weltrang, mit Fahrrad und Zeichenstift erkundet. Hier, am Rande des Ilmtales, entstand das Refugium der beiden Aussteller mit Atelier, Werkstatt und Galerie, ein Ort, der weithin als Begegnungsstätte für Künstler, Sammler und Interessierte geschätzt wird. Gleichwohl verhalfen sie der Dorfkirche im benachbarten Grundstück zu neuer Aufmerksamkeit und Relevanz, initiierten dessen kulturelle Wiederbelebung als Stätte des Miteinanders wie der inneren Einkehr. Künstlerische Kreativität sowie soziales und kulturelles Engagement verstehen beide als Teil einer Lebenswirklichkeit, die Fragen der Gegenwart engagiert zur Sprache bringt und den Diskurs über historische Ereignisse, soziale Umbrüche und kollektive wie individuelle Veränderungsprozesse nicht ausblendet. Dies begründet sich einerseits mit ihren jeweils ausgeprägten individuellen Dispositionen, andererseits durch den Bildungsweg. Er führte Cosima Göpfert an die Bauhaus Universität Weimar zum Studium der Freien Kunst und Michael Ernst zur autodidaktischen Ausbildung im Metallhandwerk, deren Wurzeln in der väterlichen Kunstschmiede liegen und in internationalen Werkstätten ihre Vollendung fand.

Die Autorin Cornelia Nowak, 1965 in Quedlinburg geboren, ist seit 2000 Kuratorin und Leiterin der Grafischen Sammlung im Angermuseum Erfurt und seit 2014 Lehrbeauftragte an der Universität Erfurt.